Schulpsychologie - was ist das eigentlich?
Vor den Pfingstferien habe ich mich mit Laura Wenzlick getroffen, welche seit diesem Halbjahr Schulpsychologin am Kronberg-Gymnasium ist.
In der Zeit der Pandemie ist die Zahl, der mit psychischen Krankheiten belasteten Menschen, stark angestiegen. In dem folgenden Interview setzen wir uns daher näher mit diesem Thema auseinander.
Der Fasan: Wie wird man Schulpsychologin?
Frau Wenzlick: In Bayern ist es so, dass man zur Hälfte Lehrkraft und zur Hälfte Schulpsychologin ist. Das heißt du absolvierst ein normales Lehramtstudium, aber zusätzlich das Fach „Psychologie mit schulpsychologischem Schwerpunkt“.
Der Fasan: Was unterscheidet eine Schulpsychologin von bspw. einer „normalen“ Therapeutin in einer Praxis?
Frau Wenzlick: Vorab müssen wir erst einmal differenzieren. Es gibt auf der einen Seite die Psychiater, also Mediziner, die sich auf die Psychiatrie spezialisiert haben, das heißt sie dürfen Diagnosen erstellen und z.B. Medikamente verordnen. Dann gibt es die Therapeuten, die z.B ein Psychologiestudium und anschließend eine Therapeutenausbildung absolviert haben. Zuletzt gibt es dann noch die Psychologen, die „nur“ Psychologie studiert haben. Der Unterschied zwischen der Psychologie und Schulpsychologie ist im Endeffekt, dass sich ein Schulpsychologe kaum mit bspw. klinischer Psychologie beschäftigt, sondern sich eher mit den pädagogischen Bereichen befasst und zudem auf Kinder und Jugendliche spezialisiert ist.
Der Fasan: Das heißt sie behandeln hauptsächlich Schüler:innen oder kommen auch Eltern oder Lehrer:innen zu Ihnen?
Frau Wenzlick: Grundsätzlich ist man natürlich, wie der Name schon sagt, für die Schüler*innen da. Es kann aber natürlich auch sein, dass eine Lehrkraft sich einen Rat holen möchte. Eltern kommen eher seltener zu mir und wenn, dann meist in Verbindung mit ihrem Kind.
Der Fasan: Sind es eher schulische oder private Gründe, weswegen die Schüler:innen zu Ihnen kommen?
Frau Wenzlick: Es kommt beides vor und oftmals ist es auch so, dass diese Gründe sich überschneiden. Wenn es jemandem aufgrund privater Krisen nicht gut geht, spiegelt sich das meistens auch schulisch wider. In der Psychologie ist es häufig so, dass man Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Lebensbereichen und deren Einflussfaktoren hat. Deswegen ist es wichtig, das ganze System zu betrachten und zu verstehen, wie die einzelnen Faktoren zusammenspielen.
Der Fasan: Ist Ihre Behandlung denn kostenlos?
Frau Wenzlick: Genau. Es ist keine Vorzahlung oder Vorlage einer Versichertenkarte notwendig, das heißt die Schülerinnen können bei Bedarf einfach einen Termin mit mir ausmachen und dann vorbeikommen. Bei Oberstufenschülerninnen ist es zum Beispiel auch möglich, die Beratung – solange es sich in einem bestimmten Rahmen befindet – ohne Kenntnis der Eltern stattfinden zu lassen.
Durch die Pandemie ist der Beratungsbedarf sehr stark gestiegen, das heißt es kommt teilweise zu Wartezeiten, aber im Vergleich zu einer niedergelassenen Praxis belaufen sich diese auf eine deutlich kürzere Zeitspanne. Innerhalb von einem Monat bekommt man bei mir eigentlich immer einen Termin.
Der Fasan: Da sicherlich auch Lehrkräfte den „Fasan“ lesen werden, wäre es für diese vielleicht interessant zu wissen, wie sie damit umgehen sollen, wenn sie bemerken, dass es einem Schüler / einer Schülerin nicht so gut geht.
Frau Wenzlick: Ein pauschales Vorgehen ist immer schwierig, weil jeder Schülerin unterschiedlich ist. Allerdings ist es oft sinnvoll mit Ich-Botschaften zu arbeiten, z.B. „Ich nehme wahr, dass...“, um in einem ersten Schritt zu umschreiben was man sieht, das Gespräch mit der betroffenen Person sucht und dann schaut, wie der Schüler oder die Schülerin reagiert. Oftmals hilft es bereits, ein klärendes Gespräch zu führen und Hilfe anzubieten. Wenn es aber der Fall sein sollte, dass man sich doch größere Sorgen macht, kann es auch sinnvoll sein, ein Elterngespräch zu führen oder die Lehrkraft kann natürlich auch immer zu mir kommen, um sich einen Rat zu holen.
Das wichtigste Prinzip in einer schulpsychologischen Beratung ist die Freiwilligkeit, also ich kann niemanden zwingen hier her zu kommen und das will ich auch nicht. Ich kann nur das Angebot machen. Ob es angenommen wird oder nicht, muss jede Person selbst für sich entscheiden.
Der Fasan: Wie kann man Sie im Bedarfsfall erreichen?
Frau Wenzlick: Am einfachsten ist es per Mail. Ich versuche meist innerhalb von 24 Stunden eine Antwort zu geben, solange es ein Werktag ist. Man kann mich auch in den Pausen ansprechen oder zu meiner offenen Sprechstunde kommen, welche jeden Donnerstag in der 7. Stunde in Raum 118 ist. Ansonsten gibt es auch freitags in der 2. Stunde eine Telefonsprechstunde.

AB