Presse in Deutschland

Seit dem letzten Jahr gibt es dank unseres P-Seminars Deutsch wieder eine Schülerzeitung am Kronberg. Unter dem Namen „Der Fasan“ veröffentlichen wir dabei online eine Ausgabe mit unterschiedlichen Leitthemen. Dabei sind wir Journalisten und Redakteur:innen stets von den großen Zeitschriften Deutschlands inspiriert und entdeckten dank ihnen auch unsere Lust am Schreiben. Aber welche Zeitungen und Zeitschriften gibt es überhaupt und wie kann man sie einordnen? Im folgenden Artikel werden dir verschiedene Zeitungen vorgestellt. Gleichzeitig werden sie kurz charakterisiert. Somit ist es dir möglich eine passende Zeitung für dich zu finden und zudem kannst du so auch in Zukunft bestimmte Artikel differenzierter betrachten.

Springer Verlag

Die meist gelesene Zeitung Deutschlands ist die „Bild“. Die seit 1952 täglich erscheinende Zeitung zählt zu den Boulevardzeitungen. „Boulevard“ bedeutet Straße und leitet sich damit von ihrem Ursprungsort ab. Boulevardpresse oder auch Klatschpresse ist emotional und soll somit das Gefühl der Leser:innen beeinflussen, um sie zu einer Meinung zu bewegen. Dadurch wirken Überschriften auch meist reißerisch und befinden sich in Begleitung von sensationellen Bildern und Ausrufen. Aufgrund ihres emotionalen Charakters und den plakativen Titeln verfügen die Artikel über keine große Seriosität. Wie es im Namen schon deutlich wird gleicht es Fußgänger auf einem Boulevard beziehungsweise einer Straße, welche subjektiv, schnell und nach ihrem eigenen Ermessen ein Urteil fällen und es anschließend verbreiten. Die „Bild“ ist gedruckt in fast allen Kiosken und Zeitungsläden auffindbar aber man kann sie auch online unter „Bild.de“ lesen. Unter „Bild.tv“ versuchte man auch im Videoformat eine Konkurrenz zum öffentlich-rechtlichen Nachrichtendienst Tagesschau etc. aufzubauen. Der Springer Verlag veröffentlicht auch eine weitere Tageszeitung „Die Welt“. Im Gegensatz zur „Bild“ ist „Die Welt“ vor allem von politischen und wirtschaftlichen Themen geprägt. Dabei lässt sie sich eher in ein konservatives Spektrum einordnen. Vom Springer Verlag werden sowohl noch weitere Zeitungen veröffentlicht und als auch Bücher. Beide Zeitungen stehen oft in der Kritik. Beide erhalten beziehungsweise erhielten viele Rügen, aufgrund eines Verstoßes gegen den deutschen Pressekodex. Diese weisen meist auf fehlerhafte Artikel hin oder mahnen den Leser zu einer kritischen Auseinandersetzung. „Bild“ geht oftmals an die Grenzen der Pressefreiheit. Dabei stellt sich die Frage ob populistische Aussagen nicht zu gefährliche Entwicklungen führen könnten und eine antidemokratische Gesellschaft formen. Zum einen wird aber auch durch streitbare Artikel und Ausgaben ein gesellschaftlicher Diskurs angestoßen. Ein ungehemmtes Veröffentlichen kann jedoch zum anderen auch weitere negative Folgen haben wie zum Beispiel das Auslösen von Nachahmungstätern nach Amokläufen oder Verletzungen der Rechte eines Dritten durch zum Beispiel ein extremes Eingreifen in die Privatsphäre wie zum Beispiel im Falle Kasia Lenhardt.

Süddeutsche Zeitung

Von der Anzahl der Leser her betrachtet steht die „Süddeutsche Zeitung“ an zweiter Stelle. Auch diese Tageszeitung ist online, unter „sueddeutsche.de“, lesbar. Im Gegensatz zu den zwei vorherigen Zeitschriften wird sie einem linksliberalen Milieu zugeordnet. Von der Redaktion in München ausgehend verbreitet sich die Süddeutsche landesweit. Neben tagesaktuellen Berichten werden auch Interviews, investigative Reportagen oder Kommentare abgedruckt. Im „Süddeutsche Zeitung Magazin“ werden, unserer Schülerzeitung gleichend, einzelne Leitthemen behandelt. Aufgrund dieses Stiles setzt die „Süddeutsche“, auch kurz SZ genannt, ein gewisses Leseinteresse voraus. Artikel sind meist auf einem hohen sprachlichen Niveau und bedienen ein Nischen-Interesse und umfangreiches Wissen der Leser.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Ebenfalls einer der bekanntesten Zeitungen ist die „FAZ“. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ steht zwar tendenziell weiter rechts in der politischen Einordnung aber hinter „Die Welt“ und „Bild“. Online lassen sich Artikel und Auflagen unter „Faz.net“ finden. Durch eine breite Fächerung an renommierten Journalisten sind sie im Allgemeinen seriös. Demgemäß sind auch bei der „FAZ“ Artikel von Fachwissen geprägt. Themen und Artikel sollen dabei eher eine gebildete Oberschicht ansprechen.

Die Zeit

Neben einer vergleichbaren Printausgabe und einem online Angebot unter „Zeit.de“ bedient „Die Zeit“ auch ein akustisches Sortiment von Nachrichten. Auf Streamingdiensten lassen sich im Audioformat die hauseigenen Ressorts wiederfinden. So werden im Talkshow Format aktuelle Themen mit Gästen besprochen oder Reportagen von Journalist:innen wiedergeben wie zum Beispiel in „Zeit Verbrechen“ oder „Zeit Wissen“. Nachrichtenwahrnehmung wird dadurch einerseits erleichtert und kann somit auch nebenbei geschehen. Anderseits verlieren Berichte oder Artikel ihre Bedeutung, da sie beiläufig in der Alltagsroutine als Unterhaltung und Beschäftigung konsumiert werden. Auch die gedruckte Ausgabe ist in einzelne Ressorts unterteilt, welche von Business bis Gesundheit reichen. Diese unterschiedlichen Redaktionen veröffentlichen zumeist auch Sonderausgaben welche sich unter dem jeweiligen Themenbereich als „Zeit Magazin“ wiederfinden lassen. "Die Zeit“ ist eine liberale Zeitschrift. Bei komplexen Themengebieten lädt sie zum Dialog und zum Hinterfragen ein. Dadurch, dass „Die Zeit“ einmal wöchentlich am Dienstag erscheint besitzen Redaktionen und Journalist: innen die wortwörtliche Zeit für eine grundsätzliche genaue und seriöse Recherchearbeit.

Der Spiegel

Eine weitere Wochenzeitschrift ist „Der Spiegel“. Die unter „Spiegel.de“ erreichbare online-Ausgabe erscheint freitags um 13 Uhr. Seit 2015 befindet sich ab Samstag die Printausgabe am Kiosk. Ein Unterschied zu den oben genannten Zeitschriften ist direkt im Format zu erkennen. Durch große Bilder auf der Titelseiten werden stets die aktuellsten aber auch bedeutsamsten Themen und Artikel beworben und sollen den Leser zum Kauf anregen. Dazu erscheint die Zeitschrift in einem Din A4 Format. Dies ist vor allem für neue Leser übersichtlicher und gegebenenfalls auch im Alltag einfacher zu handhaben als das klassische Zeitungsformat, da Rubriken und Artikel einfach in einem Register zu finden sind. Auch „Der Spiegel“ ordnet seine Artikel in unterschiedliche Rubriken, dabei stehen diese in Bezug zu Artikel und Journalist: innen und werden nicht von einer ganzen eigenen Redaktion, wie bei der „Zeit“ veröffentlicht. In seinem Artikelspektrum lässt sich „Der Spiegel“ als liberal einordnen. Artikel werden zumeist durch eine im Vergleich große Anzahl von Bildern unterstützt. Gleichzeitig können aber auch Werbung als Seitenumbruch irritieren und ablenken. Durch eine präzise, teilweise exzessive Veröffentlichungsstrategie bei Recherchen und Artikeln werden gesellschaftliche und politische Diskussionen angeregt. 1962 wurden Mitarbeiter, nach einer bundeswehrkritischen Berichtserstattung, wegen Landesverrat angeklagt. Schlussendlich führte dieser Skandal zum Kabinettsausschluss des damaligen Bundesverteidigungsministers Franz Josef Strauß, welcher undemokratische versuchte den „Spiegel“ einzuschüchtern. Allerdings konnte sich „Der Spiegel“ nicht nur mit glorreichen Eklats schmücken. Obwohl eine eigene Dokumentationsabteilung Informationen stets überprüft wurde 2018 bekannt, dass Claas Relotius in seiner jahrelangen journalistischen Arbeit Artikel umschrieb oder gar erfand.

Der Stern

„Stern“ gleicht in vielen Aspekten dem „Spiegel“. Im Vergleich lässt sich erkennen, dass der „Stern“ jedoch auf allgemeinere Themen fokussiert. Somit erscheinen im „Stern“ auch Bildreportagen oder Porträts von Prominenten. Unter „Stern TV“ werden auch Reportagen oder Interviews wöchentlich im Fernseher gezeigt. Artikel, welche auch online unter „Stern.de“ erscheinen, handeln dabei auch meist von banalen Themen und sind somit nicht immer von politischer Bedeutung. Dem „Stern“ ist es somit möglich vom klassischen Nachrichtenbericht abzuweichen und einzelne Geschichten oder Menschen genauer zu betrachten. Dabei besteht stets die Gefahr, dass sich Banales und Relevantes vermischen. So wurde dem „Stern“ 1983 sein Drang nach Sensationen zum Verhängnis. Nach einem teuren Kauf der angeblichen Hitler-Tagebücher stellte sich heraus, dass der erhoffte Jahrhundertfund eine Fälschung war. Die erwünschte Attraktion wendete sich schnell zum Negativen und der „Stern“ wurde zum Gespött eines Landes. In „Faking Hitler“ kreierte der „Stern“ die Möglichkeit zu einer persönlichen Auseinandersetzung mit der Straftat als Podcast- ein sinnbildlicher Beweis für seine Selbstkritik und Reflexion, wodurch der „Stern“, trotz vergangener Fehler, Seriosität vermittelt.

Die Presselandschaft in Deutschland ist sehr weitläufig. Neben den aufgezählten Zeitungen gibt es stets auch noch Tochterzeitschriften oder kleinere Zeitungen. Diese können auch zu politischen Extremen gehören. Als linke Zeitung zählt zum Beispiel „Die Tageszeitung“ („TAZ“). Dem gegenüber sind unter anderem Zeitungen wie „Compact“ in einem rechten Spektrum angesiedelt. Gerade bezüglich dieser Ränder der Presse ist es bedeutsam, Kenntnis über Textart, Autor und Quellenlage zu haben, sodass ein natürliches Meinungsbild entstehen kann. Aber auch in den liberal-bürgerlichen Zeitungen lassen sich manchmal Grenzgänger des Journalismus und der Presse finden. So sind freie Journalisten nicht an eine Zeitung gebunden und können durchaus sowohl eine Leserschaft der „Bild“ als auch der „Zeit“ erreichen. Auch wenn diese immer an redaktionelle Kräfte gebunden sind, kann auch der Einfluss von Redakteur: innen zum Beispiel zu einem Umschwung des Stils, des politischen Spektrums oder der Veröffentlichungsstrategie führen. So näherte sich zum Beispiel unter Julian Reichelt die „Bild“ mehr dem rechten Spektrum und gestaltete mit einem eigenen Fernsehsender die „Bild“ um. Nachrichten gibt es aber nicht nur landesweit. Auch in lokalen Zeitschriften lassen sich aktuelle Berichte, Interviews, Kommentare und Reportagen wiederfinden. So wird zumal der Zusammenhalt einer Region gestärkt. Als auch die Presselandschaft an sich, da lokale Zeitungen über mehr Freiheit in Gestaltung und Themenauswahl besitzen. Artikel können losgelöst von jeglicher politischen, wirtschaftlichen und zeitgenössischen Relevanz sein. Aber auch wir als Redakteur: innnen einer Schülerzeitung dürfen nie unseren Einfluss unterschätzen. Ein Leser schenkt der Zeitung sein Vertrauen. Sie soll ihn aufklären, leiten oder anregen. Eine Zeitung darf dies nicht ausnutzen. Grundsätzlich gilt aber auch: Ein Leser sollte stets das Gelesene in Zeitungen beziehungsweise Artikeln hinterfragen.

P.R.

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