Die Entstehung des Mondes

Unser Mond ist ein Sonderfall in unserem Sonnensystem. Er ist weder ein eingefangener Planetoid, noch ist er zusammen mit der Erde in der Urwolke entstanden. Wo kommt er also her?

Eine der gängigsten Theorien zu diesem Thema ist die Kollision mit einem anderen Protoplaneten namens Theia. Dieser kollidierte vor etwa 4,5 Milliarden Jahren in einer streifenden Kollision mit der jungen Erde. Dabei verdampfte ein Großteil Theias Kruste und große Massen an flüssigem Gestein von beiden Planeten wurden in einem Schleudereffekt in das Gravitationsfeld der Erde gesprengt, wo ein kleiner Teil aushärtete und schließlich den Mond bildete.

Man könnte jetzt also meinen, dass der Mond aus den Trümmerteilen der Erde entstand. Doch ist das wirklich die Wahrheit? Laut neuesten Simulationen ist dies eher unwahrscheinlich, denn der Planet Theia muss ja auch irgendwo gelandet sein.

Eine andere Möglichkeit ist, das Theia ein chemischer Zwilling der Erde ist und deshalb bei der Analyse der Apollo-Proben das Mondgestein als Erdgestein identifiziert wurde, obwohl es mit Theiagestein vermischt war. Dies ist aber kollisionstechnisch wieder unwahrscheinlich.

Nach einer Neuanalyse der Gesteinsproben wurde eine weitere erstaunliche Tatsache festgestellt: Obwohl das Hochlandgestein des Mondes dem Gestein der Erde sehr ähnelt, weist das vulkanische Glas aus in etwa 400km Tiefe große Unterschiede auf. Daraus lässt sich schließen, dass nach der Kollision flüssiges Theiamaterial den Mond bildete und sich danach die Kruste des Mondes aus Trümmerteilen der Erdkruste bildete.

Nun tritt aber das nächste Problem auf: Theia war in etwa so groß wie der Mars. Wo befindet sich also der Rest? Forscher haben neulich 273 seismologisch aufgezeichnete Erdbeben der letzten 20 Jahre ausgewertet. Anhand dieser entdeckten sie zwei gigantische Magmareservoire, die auf der Grenze zwischen dem äußeren und dem inneren Erdmantel liegen. Sie messen beide in etwa 5000 Kilometer in der Breite und sind circa 100 Kilometer dick. Außerdem bestehen sie aus ungewöhnlich heißem und vor allen Dingen dichtem Magma, was auf schwere Elemente also hauptsächlich Eisen hinweist, welches für den Erdmantel in dieser Dichte eher untypisch ist. Allerdings weisen die Apollo-Gesteinsanalysen darauf hin, dass der Mantel von Theia wahrscheinlich dichter und eisenhaltiger war, als der der Erde.

Also muss Theia letztendlich kein chemischer Zwilling der Erde sein, weil sich bei der Kollision beide Mäntel vermischt haben. Daraufhin sackte der Mantel von Theia - wegen der größeren Masse - bis an die untere Grenze des Erdmantels ab, wie wenn man zu einer Tasse Kaffee einen Löffel Zucker hinzugibt und der Zucker wegen der höheren Dichte dann langsam auf den Tassenboden absinkt.

Dies sind natürlich alles nur Spekulationen und basieren auf Annahmen, aber es ist gut möglich, dass wir schon bald mit der nächsten Mondmission Beweise für die Existenz Theias finden.

Von unserem freien Mitarbeiter V.W.

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