Schloss Weiler geht mit gutem Beispiel voran!

Schloss Weiler

Innerhalb der Osterferien besuchte ich das Schloss Weiler in Bessenbach. Durch den Krieg in der Ukraine fliehen die Menschen aus ihrem Heimatland und suchen einen sicheren Ort. Das Schloss ist im Besitz der amerikanischen Hilfsorganisation „The Harbor House Foundation“ und bietet momentan für einige ukrainische Flüchtlinge den Ort in Sicherheit. Daher war ich zu Besuch und durfte dankenswerterweise drei Interviews führen, um euch über die Lage im Schloss zu informieren und um beispielsweise zu erfahren, wie man eine solche Flucht koordiniert. Auch habe ich mit Tetiana Dmytriv ein Interview geführt. Sie ist aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. Zuerst jedoch habe ich mit Tom Jones gesprochen. Er ist der Chef der Hilfsorganisation aus Amerika und Besitzer des Schlosses Weiler.

Fasan:

Herr Jones, wie lautet der Name der Hilfsorganisation, wann wurde sie gegründet und wo hat sie ihren Hauptsitz?

Jones:

Der Name ist „The Harbor House Foundation“. Sie existiert seit ungefähr 30 Jahren und der Hauptsitz ist in Choctaw, Oklahoma.

Fasan:

Wann haben Sie sich dafür entschieden, Flüchtlinge hier im Schloss Weiler unterzubringen?

Jones:

Als die Nachrichten berichteten, dass Millionen von Menschen auf Grund des Krieges fliehen müssen, haben wir gedacht, dass diese Menschen einen sicheren Ort brauchen, an dem sie bleiben können. Wir haben uns dann zusammengesetzt und haben uns gedacht, dass das Schloss in Deutschland eine gute Möglichkeit darstellt den Flüchtenden einen sicheren Ort zu bieten, da Flüchtlinge nach Deutschland einreisen dürfen. Denn nach Amerika dürfen Flüchtlinge momentan nicht einreisen, außer die betroffenen Personen haben in Amerika Verwandtschaft. Die meisten haben nunmal keine Verwandtschaft in den Vereinigten Staaten. Also haben wir uns mit den Pächtern des Schlosses in Verbindung gesetzt und haben sie um ihre Meinung gebeten. Sie teilten unsere Meinung und wir legten gleich los mit den Planungen, um die ersten Flüchtlinge möglichst bald im Schloss unterzubringen.

Fasan:

Wie haben Sie die Flucht koordiniert?

Jones:

Wir arbeiten mit Pfarrern auf der ganzen Welt zusammen. Also haben wir mit den ukrainischen Pfarrern telefoniert und diese informiert, dass wir aktuell in der Lage sind ungefähr 50 Flüchtlinge aufzunehmen und in ein paar Wochen sogar noch Plätze für weitere Flüchtlinge ermöglichen werden. Also haben sich die Pfarrer mit den entsprechenden Leuten getroffen und sie über unser Programm informiert. In Zusammenarbeit mit den Priestern haben wir dann die Zugfahrt nach Frankfurt organisiert. In Frankfurt angekommen haben wir dann die Personen mit dem Auto abgeholt und in das Schloss Weiler gebracht.

Fasan:

Helfen Sie noch anderen Flüchtlingen aus der Ukraine, außer denen hier im Schloss?

Jones:

Ja - Wenn beispielsweise ukrainische Flüchtlinge den Wunsch haben, lieber in einer Privatfamilie hier in der Umgebung untergebracht zu werden, als in einer Flüchtlingsunterkunft mit hundert anderen Flüchtlingen, dann stellen wir die entsprechenden Kontakte zu deutschen Familien her, welche Flüchtlinge aufnehmen wollen. Außerdem unterstützen wir dann die Menschen zum Beispiel auch mit Klamotten und weiteren nötigen Sachen.

Fasan:

Vielen Dank dafür, dass Sie sich die Zeit genommen haben!

Jones:

Gerne.

Herr Jones ermöglichte es mir im Anschluss an unser Gespräch mit Frau Dmytriv zu sprechen. Sie stammt aus dem Westen der Ukraine und hat eine lange Flucht hinter sich.

Fasan:

Was war die schlimmste Erfahrung, welche Sie auf Ihrer Flucht erlebt haben und gab es eine Situation, aus der Sie Hoffnung schöpfen konnten, um das Erlebte durchzustehen?

Dmytriv:

Glücklicherweise habe ich mit meinen eigenen Augen keine Bomben- und Raketeneinschläge gesehen. Jedoch habe ich ständig den Alarm und die Sirenen gehört, welche in allen ukrainischen Städten momentan zu hören sind. Eine der schlimmen Situationen, war die, als wir in einem Luftschutzraum waren. Aber ich bin sehr früh aus der Ukraine geflohen. Deswegen hatte ich nicht DAS eine schlimme Erlebnis. Aber eine andere Gruppe von Personen stammt aus dem direktem Kriegsgebiet im Süden der Ukraine und sie haben einen sehr langen Weg hinter sich, um letztendlich in Sicherheit zu kommen, denn sie konnten nicht durch die Ukraine hindurch in Sicherheit gelangen, sondern mussten kriegsbedingt einen Umweg über viele andere Länder zurücklegen, um nun in Deutschland in Sicherheit zu sein. Ich habe die Hoffnung, dass alles wieder gut werden wird, da wir dafür kämpfen können und diese Zeit überstehen können, den Krieg auch gewinnen können und da uns die gesamte Welt unterstützt. Ich denke, dass viele Menschen in der Welt nicht viel über die Situation der Ukraine wissen und ich denke, dass alle ukrainischen Flüchtlinge vieles zur aktuellen Situation sagen können und berichten können.

Fasan:

Wo kommen Sie her?

Dmytriv:

Ich komme aus Ternopil, eine Stadt im Westen der Ukraine. Aber von den anderen Flüchtlingen kommen einige auch aus verschiedenen Teilen des Ostens der Ukraine.

Fasan:

Wie genau sind Sie nach Deutschland gekommen?

Dmytriv:

Der Weg nach Deutschland war sehr lang. Ein Freiwilliger hat uns an die slowakische Grenze gebracht. Wir sind dann anschließend zu Fuß vier Stunden bis und über die Grenze gelaufen. Es war aber okay, da es sehr gut organisiert war. Hinter der Grenze warteten wieder einige Freiwillige. Durch einen sind wir dann weiter nach Bretislava gekommen. Dort waren wir über Nacht. Dann sind wir weiter nach Wien. In Wien haben wir dann einen Zug genommen, welcher uns nach Frankfurt brachte. Zuletzt ging es dann von Frankfurt hier her nach Schloss Weiler.

Fasan:

War Deutschland ihr geplantes Ziel?

Dmytriv:

Wir haben durch einen Freiwilligen erfahren, dass jemand aus Amerika einen Platz in Deutschland für uns hat. Wir wussten aber nicht genau wo innerhalb Deutschlands.

Fasan:

Wie genau sieht Ihr Leben nun hier in Deutschland aus?

Dmytriv:

Es ist sehr ruhig hier, alles sehr strukturiert und organisiert. Ich koche, kaufe Essen im Supermarkt, füttere die Babys und es ist einfach schön in Sicherheit zu sein. Jeden Tag verfolge ich die Nachrichten, in der Hoffnung das es besser wird, um eines Tages wieder nach Hause zurückkehren zu können. Der Empfang hier war sehr herzlich und ich durfte bereits die Gemeinde Bessenbach und einige Leute kennen lernen und alle sind wirklich sehr nett.

Fasan:

Vielen Dank und alles Gute für die Zukunft!

Dmytriv:

Dankeschön.

Zuletzt hatte ich noch die Möglichkeit mit Lukas Grimm zu sprechen. Er wohnt im Schloss Weler.

Fasan:

Herr Grimm, wann sind die ersten Flüchtlinge im Schloss angekommen?

Grimm:

Am 04.03.2022 sind die ersten angekommen.

Fasan:

Und wie viele sind mittlerweile hier im Schloss untergebracht?

Grimm:

Es sind 27 Damen und 20 Kinder aktuell bei uns. Unter ihnen ist auch eine gehbehinderte Person.

Fasan:

In welche Altersgruppe sind die Kinder und Jugendlichen denn einzuteilen?

Grimm:

Von gerade einmal zwei Jahren bis achtzehn Jahren - Es ist also alles dabei, außer ganz kleine Säuglinge.

Fasan:

Wie klappt es mit der Kommunikation mit den ukrainischen Flüchtlingen?

Grimm:

Hauptsächlich erfolgt die Kommunikation auf Englisch. Ein paar Personen sprechen gut Englisch, andere schlecht und manche sprechen gar kein Englisch. Also sehr gemischt. Aber mit dem Englisch Sprechen in Kombination mit einer Übersetzer-App funktioniert die Kommunikation ganz gut.

Fasan:

Wie wird der gesamte Aufwand finanziert?

Grimm:

Den Anfang haben wir persönlich von unserem Catering Cortille Rosso aus finanziert. Außerdem noch von meiner Privatperson aus und dann kamen Spendengelder, welche von der Umgebung gespendet wurden, sprich von Privatleuten. Es wurde auch von Firmen gespendet. Damit wurde die erste Zeit aufgefangen. Jetzt wenden wir uns an das Landratsamt, bezüglich der offiziellen Gelder vom Staat. Natürlich werden wir auch von dem Besitzer des Schlosses aus Amerika unterstützt, der sich um die Grundkosten kümmert.

Fasan:

Sind denn auch einige freiwillige Helfer hier, die Hilfe leisten?

Grimm:

Ja, wir haben zwei, die sehr oft da sind und uns sehr viel helfen. Dann gab es am Anfang recht viele, die ihre Hilfe angeboten haben. Die waren dann auch da und haben beispielsweise beim Verteilen der Klamotten mitgeholfen. Jetzt ist es so, dass alles weitestgehend verteilt ist und nicht mehr so viel Hilfe wie zu Beginn gebraucht wird.

Fasan:

Wie sind die Flüchtlinge in ihren Zimmern untergebracht? Teilen sich mehrere ein Zimmer?

Grimm:

Es ging nicht anders - So sind jetzt 4 bis 6 Personen in einem der Zimmer. Aber wir sind am Umbauen und am Planen. Beispielsweise haben wir nächste Woche einen Architektentermin, wo wir dann den Ausbau weiterer Räumlichkeiten planen werden.

Fasan:

Verfügt jedes der Zimmer über ein eigenes Bad?

Grimm:

Fast überall ist ein Bad dabei. Deswegen weiß auch das Gesundheitsamt nicht, ob wir unter das Infektionsschutzgesetz fallen, weil wir keine Massenunterkunft sind und auch keine Privatwohnung, denn wir haben zu 18 Zimmern 16 Bäder.

Fasan:

Wie ist die Resonanz hier in der Umgebung? Eine positive?

Grimm:

Ja, weitestgehend positiv. Auch von den Ämtern. Die sind sehr unterstützend tätig.

Fasan:

Vielen Dank für das Interview, Herr Grimm!

Grimm:

Gerne.

L.P.

Schloss Weiler

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